Schach Praline 3

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Montag, 17. Dezember 2012

Totgesagte leben auch im Sport länger!

 
 

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über SCHACH - TICKER von FJ am 16.12.12

Warum ich nicht glauben kann, dass der 15. Schachweltmeister Viswanathan Anand (Zeichnung Frank Stiefel) ein Champion auf Abruf ist

Ich schätze meinen Kollegen Stefan Löffler wirklich sehr, weil er sowohl Ideen hat und sich bemüht, sie umzusetzen, als auch die wichtigste Eigenschaften eines Schachjournalisten mitbringt, ohne die man nicht glaubwürdig ist: die Liebe zum königlichen Spiel.

Als er am 20. April 2010 nach 1438 Tagen seine Website Schachblog einstellte, da kam auch bei mir Wehmut auf. Und das sicherlich auch deshalb, weil ich „Löffel" seit 1990 kenne und ihn quasi als „Förderer" auch eine kleine Wegstrecke in die Welt des Schach begleitet habe. 1990 beispielsweise berichtete er im Auftrag des Sportverlages Berlin, wo ich inzwischen Cheflektor war und die Zeitschrift SCHACH beratend in die „neue Welt" der Marktwirtschaft führte, aus New York und Lyon und vom damals letzten WM-Duell zwischen Garri Kasparow und Anatoli Karpow – beide hatten es allein bei Weltmeisterschaften auf 144 Partien gebracht!

Was das Weltschach angeht, so sind die beiden Dauerkontrahenten von einst längst „Veteranen", weil nicht mehr aktiv im Kampf um die Schachkrone. Heute zählen und bewegen andere Namen die Schachwelt. Und einer, der kürzlich am 11. Dezember seinen 43. Geburtstag gefeiert hat, ist Viswanathan Anand, der seit 2007 amtierenden 15. Schachweltmeister seit Wilhelm Steinitz.

Und um diesen „Tiger von Madras", der im Mai in Moskau gegen den Israeli Alexander Gelfand seinen Titel wieder einmal erfolgreich verteidigte, geht es. Stefan, der seit in paar Jahren seinen Lebensmittelpunkt in Wien hat, schreibt in einem ZEIT-Online-Beitrag , der just an jenem 11. Dezember erschienen ist und die überragende Leistung des 22-jährigen Magnus Carlsen beim Londoner Eliteturnier Chess Classic zurecht würdigt, dass der „Vishy", wie ihn seine Freude nennen dürfen, als Weltmeister auf Abruf gilt. Er begründet das u.a. damit, dass der Inder seit er 2008 in Linares Erster wurde und in Bonn die WM gegen Kramnik gewann kaum noch überzeugende Resultate zeigt.

Sicher, dass er in der Weltrangliste inzwischen mit einer Elozahl von 2722 auf Platz 7 abgerutscht ist, wäre in der Leichtathletik vergleichbar damit, dass ein Supersprinter über die 100 Meter sich an der 10,00-Sekunden-Schallmauer fast die Zähne ausbeißen würde. Aber ich frage einmal ehrlich in die Runde: Na und, wie sieht es denn mit Zweikämpfen aus, noch dazu mit einer solchen Bedeutung? Bekanntlich hat der von Stefan zurecht als kommender Herausforderer so hoch gehandelte junge Norweger, den ein enormes Stellungsgefühl auszeichnet, das man hat oder nicht, da (noch) wenig Erfahrungen. Und wir wissen ja auch, dass er in 2011 sich aus dem WM-Zyklus zurückgezogen hat, weil er vielleicht im Modus mit den Mini-WM-Kandidatenmatchen ein für ihn zu unberechenbares Risiko sah. Und so ist es dann gekommen, denn wer hätte gedacht, dass es ausgerechnet Boris Gelfand schaffen würde, sich als Herausforderer durchzusetzen?

Und selbst bei seiner Superleistung von London ist ja in knapp drei Monaten am gleichen Ort keinesfalls sicher, dass Magnus, der laut Garri Kasparow ein enormes Talent habe und in gewissem Maße verpflichtet sei, dieses Talent der Schachwelt zu geben, diese auf Knopfdruck mal eben so wiederholen kann. Wie die 4. Chess Classic gezeigt haben, muss Carlsen nämlich beispielsweise mit dem wiedererstarkten Exweltmeister Wladimir Kramnik rechnen. Nicht nur, weil der im Jahr 2000 eben in London Garri Kasparow sensationell geschlagen hat, genauer ihn an der „Berliner Mauer" im Spanier verzweifeln ließ. Und dann warten da mit Levon Aronjan, Teimour Radjabow, Wassili Iwantschuk, Alexander Morozevich, Peter Swidler sowie Boris Gelfand weitere Schachschwergewichte, die alle das gleiche Ziel haben, sich für einen WM-Titelkampf zu qualizieren.

Vor allem in der Erfahrung, wie auf den Weg dorthin solche Schlachten auf höchstem Niveau zu schlagen sind und dann die einmal errungene Schachkrone auch zu behaupten ist, sehe ich die echte Chance von Viswanathan Anand, der in seinem Heimatland größte Popularität besitzt, wie seine Wahl zum „Inder des Jahres 2012" in der Kategorie „Sport" durch den englischsprachigen Fernsehsender CNN-IBN beweist.

Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, dass er keine Lust mehr verspürt, es mit den mehr als zwei jahrzehnten jüngeren Superstars im Schach aufzunehmen. Auch ihm geht es letztlich in solchen Zweikämpfen um den Kampf zwischen seinen Ideen und denen des Gegners. Und da hat Anand dank seines eingespielten Sekundanten-Teams im Hintergrund immer gezeigt, dass man ihn keineswegs abschreiben darf.

Was sind denn 43 Lebensjahre im Hochleistungsschach? Ich erinnere daran, dass Michael Botwinnik (4. August 1911 bis 5. Mai 1995) erst mit fast 37 nach seinem Sieg im WM-Turnier von 1948 in Den Haag und Moskau seine WM-Krönung erlebt. Und eben der Patriarch des russischen Schachs war es auch, der mit fast 50 Jahren das Revanchmatch gegen Michail Tal 1961 überlegen für sich entschied und erneut Weltmeister wurde.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang deshalb Anands Antwort auf die folgende Frage, die ihm SCHACH-Redakteur Dirk Poldauf einige Wochen nach dem Moskauer WM-Match in einem Interview stellte, das er via Skype führte und in Heft 8/1012 veröffentlicht wurde:

„Was werden Sie tun, wenn Sie eines Tages den Weltmeistertitel verlieren? Werden Sie sich abrupt vom Schach zurückziehen wie Kasparow oder ewig weiterspielen wie Kortschnoi? Welche Option ist wahrscheinlicher?

Keine dieser Optionen. Ich werde das Schach nicht so verlassen wie Kasparow und auch nicht so lange weitermachen wie Kortschnoi. Ich denke, ich werde mir eher ein Beispiel an Karpow nehmen. Du spielst jedes Jahr ein bisschen weniger und dieser Prozess wird langsam verlaufen. Karpow hat in den letzten fünf bis sechs Jahren auch nicht viele Turniere gespielt. Dort mal Schnellschach, dort mal einen Schauwettkampf… Auch ich werde nicht von einem Tag auf den anderen aufhören.

Aber soweit sind wir noch längst nicht. Zunächst einmal bin ich schon sehr gespannt auf men nächstes Match. Ich werde auch da wieder versuchen, mein Bestes zu geben!"

Ich denke, dass mit dem Mann, der übrigens vor einem Jahr erstmals Vater eines Jungen geworden ist, weiterhin zu rechnen sein wird. Also, wetten lieber Stefan, dass Viswanathan Anand kein Champion auf Abruf ist?

Eine beeindruckende Chronik aller wichtigen Turniererfolgen Viswanathan Anands seit 1983 bis heute finden Sie auf der Website http://www.chesstigers.de !

Raymund Stolze


 
 

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