Schach Praline 3

Schach Praline 3
Kann Weiß gewinnen ??? WIE ?

Samstag, 17. April 2010

Alexander Aljechins New York 1927 Artikel

[...] Es ist kaum möglich, von dem New Yorker Turnier zu reden, ohne die - jedenfalls in sportlicher Beziehung - schwungvolle Rolle zu erwähnen, die Nimzowitsch in der ersten Turnierhälfte zu spielen beschieden war. Vor allem aber muß festgestellt werden, daß sein Erfolg in dieser Periode des Kampfes ein ganz verdienter war, - ebenso verdient wie sein Durchfall in der zwieten Hälfte. Tatsache ist, daß Nimzowitsch im Kampfe gegen ebenbürtige Gener wohl immer dazu verurteilt wird, von den obersten Höhen in den Abgrund zu fallen, und sich dann wieder nach oben emporzuarbeiten. Denn es ist wahrlich schwer, sich vorzustellen, daß es ihm nach einer etwa 25 jährigen Schachkarriere plötzlich gelingen sollte, sein Temperament gänzlich zu verändern, - dieses Temperament, das ihm bis jetzt zuweilen zu ganz besonderen Leistungen sowohl kombinatorischer als auch rein positioneller Natur verhalf - aber manchmal ihn sportlich in den Abgrund hinunterwarf. Den Hauptfehler in Nimzowitschs Schaffen sehe ich in einer gewissen Unsicherheit in der Behandlung ihm unbekannter Eröffnungsstellungen. Vieleicht kommt die Unsicherheit daher, daß er einen m.E. übertriebenen Wert auf die Ausarbeitung eines "Eröffnungsrepertoires" legt und infolgedessen sich jedesmal nicht zu Hause fühlt, wenn er vor ein neues strategisches, also nicht variantenmäßiges - denn um ein solches zu lösen, besitzt erTechnik mehr als genug - Eröffnungsproblem gestellt wird. Tatsache ist jedenfalls, daß, indem wir bei Capablanca ungefähr keinen (die Partie gegen Werlinski bildet die einzige Ausnahme, welche die Regel bestätigt) Fall finden können, wo er direkt infolge der Eröffnung verliert, - kommen bei Nimzowitsch derartige Fälle ziemlich häufig vor (vgl. z.B. seine 3. Partie mit Vidmar aus diesem Turnier, die Partien mit L. Steiner aus Kecskemet und Berlin 1928, einige Partien aus Baden-Baden 1925). Dafür zeigte er aber in New York ebenfalls dasjenige Wertvolle, welches er nach glücklich überstandener Eröffnung produzieren kann (siehe seine Partien mit Vidmar und Spielmann aus dem I. Turnus und mit dem Verfasser aus dem II.) Wie gesagt, bin ich der Meinung, daß er in New York gerade den Platz, der seiner jetzigen Stärke entsprach, besetzt hat. Es wird mich keinesfalls wundern, wenn er in der Folge Größeres schafft, denn sein Weg scheint nach oben zu führen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen