Schach Praline 3

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Kann Weiß gewinnen ??? WIE ?

Mittwoch, 26. Juni 2013

Frauen kombinieren [2]

 
 

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über SCHACH - TICKER von FJ am 25.06.13

Elisabeth Pähtz überraschte ihre Gegnerin bei der Jugend-Weltmeisterschaften U18
im Jahre 1998 mit einem Qualitätsopfer auf den Spuren der „Klassiker"

 

Es hat doch eine gewisse Zeit gedauert, ehe nach Zoya Schleining, der aktuellen Deutschen Vizemeisterin eine zweite Frau den Mut fand, ihre schönste Kombination einzureichen [Beitrag siehe unter http://www.chess-international.de/?p=16236#more-16236 , veröffentlicht am 3. Juni].

 

Aber heute am 25. Juni hat uns die schon lange angekündigte Einsendung von Elisabeth Pähtz erreicht. Diesmal ist es ein klasse Beispiel zum Thema „Qualitätsopfer" und ich bin sicher, das es den Meister auf diesem speziellen Gebiet Tigran Petrosjan [17. Juni 1929 bis 13. August 1984] fraglos erfreut hätte. Leider war der neunte Weltmeister der Schachgeschichte zum Zeitpunkt der Partie schon nicht mehr unter den lebenden Schachlegenden…

 

Interessant ist freilich, dass Elisabeth, die seit Jahren Deutschlands Nummer 1 ist, ihre Partie im Alter von 13 Jahren bei den Jugend-Weltmeisterschaften U18 gespielt hat, die sie dann im Jahre 2002 gewinnen sollte. Vier Jahre zuvor belegte die Thüringerin im Oropesa del Mar (Spanien) Platz 8 mit 7,5/11 [+5 =5 – 1]. Es war im Übrigen ein guter Jahrgang, den die Erstplatzierten bei den Mädchen und Jungen in der Altersklasse U12 (Humpy Koneru, Teimour Radjabow) und U 14 (Nadeschda Kossinzewa, Bu Xingzhi) gehören auch heute zur Weltspitze…

 

Ach ja, wenn es etwas aus der schneidig geführten Partie von Elisabeth zu lernen gibt, so ist es sicherlich auch ihr ernst gemeinter Hinweis, sich mit den Partien der alten Meister intensiv zu beschäftigen – und das nicht unbedingt nur am Computer! Eine Buchempfehlung neben der Kasparow-Reihe „Meine großen Vorkämpfer…" ist in dieser Hinsicht Richard Rétis Lehrbuch „Die Meister des Schachbretts", das erstmals 1930 erschienen ist und im März 2010als Band 5 in der Reihe Schachklassiker des Jens-Erik Rudolph Verlages Hamburg neu aufgelegt worden ist.

 

Doch nun zu Elisabeths „Schachperle", die unsere Schach spielenden Mädchen und Frauen ermutigen sollte, uns ihre schönsten Kombinationen an den Schach-Ticker einzusenden!

 

Morkunaite, E. (2065) – Pähtz, E. (2230)

Jugend-Weltmeisterschaften U18 weiblich,

Oropesa del Mar, Runde 11, 7. November 1998

Sizilianische Verteidigung [B90]

 

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Ld3 ist eher ungewöhnlich. 6…e5 7.Sb3 Le7 8.h3 Le6 9.f4 exf4 [9...Dc7 10.f5 Lc4÷] 10.Lxf4 Sc6 11.De2 Se5 12.0–0–0 Dc7 13.Sd4 Tc8 14.Sf5 Lxf5 15.exf5 Da5 [Ich war bereits in jungen Jahren mit dem Thema „Qualitätsopfer" vertraut, da es vor allem im Sizi ein sehr häufiges Motiv ist. 16.The1 0–0 17.Kb1 [17.Lxe5 dxe5 18.Dxe5 Lc5 sollte mir ausreichende Kompensation für den geopferten Bauern geben.] 17…b5 ein sehr logischer und nützlicher Zug. Nicht nur mit der Idee b4, sondern eventuell auch einmal zur Unterstützung des Einschlags auf c3, wie sich sehr wenig später zeigen wird. [17...Txc3 18.Ld2 Sd5 19.Lxc3 Sxc3+ 20.bxc3 zog ich wahrscheinlich aufgrund des zu viel getauschten Materials nicht in Betracht.] 18.g4? Meine Gegnerin war sich der Drohung offensichtlich nicht bewusst. [18.Se4 Sxe4 (18...Sd5 19.Sxd6) 19.Dxe4 Lf6 20.Lxe5 dxe5÷ (20...Lxe5 21.f6 g6 22.Dh4÷)] 18…Txc3! 19.Lxe5 [19.bxc3?! Sd5 20.Ld2 Lg5!; 19.Ld2?! b4! und die Wichtigkeit des Zuges b5 wird offensichtlich. 20.bxc3 bxc3] 19…dxe5 20.g5! Die stärkste Verteidigung, da nach 20.bxc3 Sd5 Schwarz sofort gewinnt. 20…Ra3!!

 

 

 

Stellung nach 20…Ta3!!

 

 

Zugegebener Maßen war ich schon damals kein fleißiges Lieschen und kannte die berühmte Partie Pillsbury-Lasker von 1896 natürlich nicht. Hätte ich allerdings dieses Motiv nicht auf dem Brett gefunden, hätte ich mir noch Jahre danach von Trainern anhören müssen, wie wichtig es ist, die klassischen Partien studiert zu haben.1 [20...Sd5 21.f6; 20...Tc7 21.gxf6 Lxf6 22.Le4] 21.Dxe5? führt zum sofortigen Verlust. [21.bxa3 Sd5 22.Dxe5 Sc3+ 23.Dxc3 Dxc3 24.Txe7 Dxa3 25.Te4 Dc5, und ich hätte noch einige Zeit für meinen Sieg kämpfen müssen. (25...Td8 26.Tde1 Kf8; 25...Dc3 26.Tde1 f6 27.g6 hxg6 28.fxg6 f5 29.Te8 Db4+ 30.Kc1 Df4+ 31.Kb1 Dg5 32.T1e5=; 25...f6 26.g6 hxg6 27.fxg6) 26.f6 a5 27.Tde1 a4] 21…Txa2, und nun ist guter Rat teuer. 22.c3 Da4! schneidet dem weißen König den Fluchtweg über c2 ab. 23.Kc1 Txb2! 24.Kxb2 La3+ , und Weiß gab auf! [0–1]

 


1 Diese von Elisabeth erwähnte Partie wurde 1896 in Nürnberg gespielt, und sie bekam damals den von Baron Rothschild ausgesetzten Schönheitspreis. Doch sehen Sie selbst: 1.e4 e6 2. d4 d5 3.Sc3 Sf6 4.e5 Sfd7 5.f4 c5 6.dxc5 Sc6 7.a3 Sxc5 8.b4 Sd7 9.Ld3 a5 10.b5 Scb8 11.Sf3 Sc5 12.Le3 Sbd7 13.O-O g6 14.Se2 Le7 15.De1 Sb6 16.Sfd4 Ld7 17.Df2 Sba4 18.Tab1 h5 19.b6 Sxd3 20.cxd3 Lxa3 21.f5 gxf5 22.Sf4 h4 23.Ta1 Le7 24.Txa4 [da haben wir das Qualitätsopfer!] 24…Lxa4 25.Sdxe6 fxe6 26.Sxe6, und die schwarze Dame ist nicht mehr zu retten [1-0/50.]

Elisabeth macht in diesem Zusammenhang auf einen weiteren „Klassiker" aufmerksam, den wir Ihnen natürlich ebenfalls nicht vorenthalten wollen. Es ist erneut eine Partie Pillsbury–Lasker, die im berühmten Viererturnier 1895/96 in St. Petersburg gespielt wurde, an dem außerdem Wilhelm Steinitz und Michail Tschigorin teilnahmen:

1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Sf6 4.Sf3 c5 5.Lg5 cxd4 6.Dxd4 Sc6 7.Dh4 Le7 8.0–0–0 Da5 9.e3 Ld7 10.Kb1 h6 11.cxd5 exd5 12.Sd4 0–0 13.Lxf6 Lxf6 14.Dh5 Sxd4 15.exd4 Le6 16.f4 Tac8 17.f5 Txc3! (da ist wieder das Qualitätsopfer, und der Turm schwenkt wie bei Elisabeth im nächsten Zug nach a3 ] 18.fxe6 Ta3 19.exf7+ Txf7 20.bxa3 Db6+ 21.Lb5 Dxb5+ 22.Ka1 Tc7 23.Td2 Tc4 24.Thd1 Tc3 25.Df5 Dc4 26.Kb2 Txa3 27.De6+ Kh7 28.Kxa3 Dc3+ 29.Ka4 b5+ 30.Kxb5 Dc4+ 31.Ka5 Ld8+ 32.Db6 Lxb6 matt.

 

Partie mit Kommentaren von Elisabeth Pähtz zum nachspielen

Zum vergrößern bitte ganz oben rechts auf den Pfeil klicken!

 

Kommentare Elisabth Pähtz  -  Redaktion Raymund Stolze


 
 

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