Schach Praline 3

Schach Praline 3
Kann Weiß gewinnen ??? WIE ?

Mittwoch, 26. Juni 2013

And the winner is … Boris Gelfand. Ausserdem: Happy birthday!

 
 

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über SCHACH - TICKER von FJ am 23.06.13

Abschlussbericht zum Tal Memorial von Thomas Richter
 

 

Vor dem Turnier bekam Magnus Carlsen mal wieder den Schach-Oscar überreicht, demnächst wird er mindestens Vize-Weltmeister, aber im Turnier musste er den amtierenden Vize-Weltmeister vor sich dulden. Damit habe ich die "Pointe" bereits verraten, gehe allerdings davon aus, dass sich zumindest ein Teil der Leser ohnehin auch anderweitig informiert. Dann kann ich auch gleich noch verraten, dass Nakamura am Ende mit 4.5/9 Sechster wurde.

 

Wiederum ein Schnelldurchlauf durch die drei Runden nach dem letzten Ruhetag. Wie bereits erwähnt, hiess das Spitzenduell in Runde 7 Nakamura-Gelfand, und die Verfolger Mamedyarov und Carlsen hatten Weiss gegen die Kellerkinder Anand und Morozevich. In der ersten Partie kam ein Sveshnikov-Sizilianer aufs Brett – eine Eröffnung die ich selbst seit Jahrzehnten spiele, bravo Boris Gelfand! Dazu etwas Vorgeschichte: das war Gelfands Überraschung für Anand im WM-Match. Anand erreichte mit Weiss gar nichts und schwenkte dann um auf 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 und nun Gelfands nächste Überraschung 3.-e6!? (3.-g6 war bis dahin eher üblich). Seither kopierten fast alle Weisspieler (Karjakin, Ponomariov, Leko, Topalov, Caruana, Svidler, Grischuk, Carlsen) gegen Gelfand Anands 3.Lb5 – und übrigens kopierten auch diverse Schwarzspieler Gelfands 3.-e6. Nur drei wollten gegen Gelfand Sveshnikov spielen: Dominguez und Kasimdzhanov erreichten ein problemloses Weissremis (vielleicht war das so geplant?), und Nakamura verlor nun schon zum zweiten Mal. Laut Engines stand er zunächst besser – wobei ich (analog zu Nakamuras Königsinder) etwas bezweifle, ob sie die Stellung verstehen bzw. wie relevant ihr Urteil für eine praktische Partie zwischen Menschen ist, die nicht immer die allerbesten Züge finden. Irgendwann kippte die Partie, dazu mehr unter dem Diagramm.

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Foto: GM Boris Gelfand (Offizielle Seite)

 

Mamedyarov und Carlsen spielten remis, beide nach eher harmloser Eröffnung und ohne jemals echte Gewinnchancen gehabt zu haben. Kramnik bekam gegen Andreikin ein damenloses Mittelspiel aufs Brett – eigentlich seine Spezialität aber diesmal patzte er böse und verlor. Karjakin musste sich vor dem Ruhetag 100 Züge lang gegen Morozevich verteidigen und dachte vielleicht "jetzt bin ich dran, das kann ich auch!". Gegen Caruana hatte er leichten Vorteil, gewann im 66. Zug einen Bauern, hatte nach 96 Zügen ein Endspiel Turm und Springer gegen Turm und verzichtete erst nach 138 Zügen auf weitere Gewinnversuche. Später erwähnte er die Partie seiner Ex-Landsleute Neverov und Bogdanovich bei der ukrainischen Meisterschaft, da gewann Schwarz (Bogdanovich) ein Endspiel Turm und Springer gegen Turm nach insgesamt 210 Zügen.

 

Runde 8 mit u.a. Gelfand-Mamedyarov und Carlsen-Nakamura: In der ersten Partie passierte nicht allzu viel, und es wurde Remis. Nakamura hatte mit Schwarz in klassischen Partien gegen Carlsen zuvor viermal remisiert und fünfmal verloren. Relativ früh war klar, dass er den Ausgleich (=5-5) verpassen würde, denn schon im dreizehnten Zug griff er fehl. Später bekam er noch eine Chance von Carlsen, die er jedoch nicht nutzte. Der Rest: Anand-Kramnik wurde schnell Remis, Kramnik zelebrierte schon wieder (wie davor gegen Mamedyarov) seine Schwarz-Vorbereitung im Nimzo-Inder. Andreikin-Karjakin wurde auch Remis, wobei Andreikin zunächst besser stand – unklar ob es jemals "besser genug" war. Und Morozevich dachte vielleicht, dass Kramnik sich im Keller etwas einsam fühlt – jedenfalls patzte er im 41. Zug, also direkt nach der Zeitkontrolle, ebenfalls böse.

 

Damit hatte Gelfand einen halben Punkt Vorsprung auf Carlsen – nochmals einen halben Punkt dahinter Caruana, Mamedyarov, Nakamura und Andreikin (geordnet nach Tiebreak) die bei entsprechenden Ergebnissen noch geteilt Erster werden konnten und alle ausser Andreikin auch noch offiziell Erster. Wer das Kandidatenturnier noch in Erinnerung hat weiss: alles ist möglich bzw. nichts ist unmöglich in der letzten Runde. Die Chronologie der letzten Runde: Kramnik-Gelfand wurde schnell remis, vielleicht wollte Kramnik sich nicht verausgaben bzw. seinem Freund Gelfand nicht allzu weh tun? Damit konnte nur Carlsen Gelfand noch einholen. Mit einem Schwarzsieg gegen Mamedyarov wäre er punktgleich und nach Wertung punktgleicher – allerdings war das zu dem Zeitpunkt bereits unwahrscheinlich denn er stand sehr verdächtig, nach eigener Aussage hinterher zuviel Risiko mit Schwarz. Karjakin-Anand wurde auch recht schnell remis, wobei Partie und anschliessende Pressekonferenz recht unterhaltsam waren. Gespielt wurde die Bauernraub-Variante im Najdorf-Sizilianer, zur Stellung nach dem 19.Zug (Diagramm unten) sagte Anand hinterher: "Das ist die lächerlichste Stellung die ich jemals gesehen habe. Scheinbar ist Schwarz total verloren, aber ich wusste dass es Remis ist" – natürlich war es Vorbereitung. Laut Datenbank wurde 15.Txb7 bisher nur in Fernpartien gespielt. Kennt jemand Leonids Borisov, Vytautas Vaitonis, Mark Frederick Noble oder Alberto Gueci? Alles Fernschachspieler mit Elo ca. 2400, und deren Partien kopierten Karjakin und Anand bis zum Schluss – die "Neuerung" war erst 31.-Kxg7 da sich Borisovs und Vaitonis schon davor auf remis einigten. Nebenbei erwähnte Anand noch, dass dies sein letztes Turnier vor dem WM-Match war: "dieses Jahr habe ich sechs Turniere gespielt, ab jetzt werde ich trainieren". Man ist geneigt zu sagen "wird aber auch Zeit!" – wobei die fünf anderen Turniere, vor allem Wijk aan Zee im Januar, besser liefen als Tal Memorial. Carlsen entwischte gegen Mamedyarov mit remis – am Ende (wie auch Anand gegen Karjakin) im Endspiel mit Türmen und ungleichfarbigen Läufern. Da ich Russisch nicht beherrsche verstand ich Mamedyarovs Kommentare in der Pressekonferenz nicht, nur mehrfach "Ich weiss nicht" – offenbar auch zu der Chance die er bereits im 17. Zug bekam und nicht nutzte. Bei Andreikin verstand ich danach nur "Dortmund": seine Partie gegen Caruana wurde auch remis, was Caruana direkt nach der Zeitkontrolle anbot statt (s.o.) bis zum 100. Zug weiter zu spielen – er hatte auch keinen Vorteil und stand zeitweise eher schlechter. Bleibt noch Nakamura-Morozevich. Schon in der Eröffnung wurde klar, dass Moro durchaus noch eine Partie gewinnen und Kramnik im Keller alleine lassen wollte. Später erreichte er nach Verwicklungen in offenbar beiderseitiger Zeitnot eine klare Gewinnstellung – Nakamura hatte damit "lang rochiert" und am Ende 50%. Nur der supersolide Andreikin schaffte es, gegen ihn remis zu spielen.

 

Endstand: Gelfand 6/9, Carlsen 5.5, Caruana, Mamedyarov, Andreikin 5, Nakamura 4.5, Karjakin 4, Morozevich und Anand 3.5, Kramnik 3. Bleibt noch, Gelfand zu gratulieren – auch zum 45. Geburtstag den er morgen (24.6.) feiert.

Zeit für Diagramme:

Nakamura-Gelfand nach 40.-Lf3

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Was vorher geschah: Schwarz spielte etwas frech 19.-Dxa2 und tauschte kurz danach die Damen. Nun haben wir ein Endspiel in dem Gelfand trotz reduzierten Materials ein Mattnetz gesponnen hat. Weiss kann seinen König retten oder den a-Bauern im Zaum halten, aber nicht beides.

Carlsen-Nakamura nach 24.-Te7

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Wie "schön" und dominant kann man denn stehen? Von wem stammt der Spruch "ein Ästhet würde hier bereits aufgeben"?

Ich verzichte mal auf ein Diagramm zu Nakamura-Morozevich, stattdessen die von Anand kommentierte Stellung:

Karjakin-Anand nach 19.-Kxf7

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Zum weiteren Partieverlauf erwähnte Anand, dass die schwarze Stellung am seidenen Faden hängt: in mehreren Varianten muss er den einzigen Zug finden (am Brett schwierig, zu Hause mit Computerhilfe relativ trivial).

Und nun noch die Rubrik Pleiten, Pech und Pannen:

Kramnik-Andreikin vor 27. Ke3??

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Besser steht Weiss nicht (mehr), aber der nächste an sich logische Zug kostet bereits den b-Bauern (27.-Lb3 28.Tc1 Sdb6 29.Td4 c5 30.Txd8+ Txd8 31.e5 Sc4+) und damit die Partie. Nach stattdessen z.B. 27.Sd4 hätte Andreikin womöglich alle neun Partien remisiert.

Morozevich-Caruana nach 37.-c4

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Es folgte 38.g5?? c3 und der c-Bauer läuft durch. Warum nicht 38.bxc4 ? Entweder dachte Moro, dass Schwarz nach 38.-Tb8 ein Mattnetz hat – er hat aber nicht mehr als Dauerschach. Oder er wollte dem Dauerschach ausweichen und auf Gewinn spielen.

Endstand  
  1 2 3 4 5 6 7 8 9 0  
1. Gelfand, Boris g ISR 2755 * ½ 1 ½ ½ 1 ½ 1 ½ ½ 6 2904
2. Carlsen, Magnus g NOR 2864 ½ * 0 ½ ½ 1 ½ ½ 1 1 2847
3. Caruana, Fabiano g ITA 2774 0 1 * ½ ½ 0 ½ 1 1 ½ 5 2820
4. Mamedyarov, Shakhriyar g AZE 2753 ½ ½ ½ * ½ 1 ½ ½ ½ ½ 5 2823
5. Andreikin, Dmitry g RUS 2713 ½ ½ ½ ½ * ½ ½ ½ ½ 1 5 2827
6. Nakamura, Hikaru g USA 2784 0 0 1 0 ½ * 1 0 1 1 2776
7. Karjakin, Sergey g RUS 2782 ½ ½ ½ ½ ½ 0 * ½ ½ ½ 4 2733
8. Morozevich, Alexander g RUS 2760 0 ½ 0 ½ ½ 1 ½ * 0 ½ 2699
9. Anand, Viswanathan g IND 2786 ½ 0 0 ½ ½ 0 ½ 1 * ½ 2696
10. Kramnik, Vladimir g RUS 2803 ½ 0 ½ ½ 0 0 ½ ½ ½ * 3 2649

 
 

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