Schach Praline 3

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Kann Weiß gewinnen ??? WIE ?

Donnerstag, 6. Juni 2013

Ein glücklicher Amerikaner und zwei Französische Schiffbrüchige…

 
 

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über SCHACH - TICKER von FJ am 30.05.13

Gata Kamsky übernimmt in Thessaloniki beim vierten Grand-Prix-Turnier die alleinige Führung

Wassili Iwantschuk und Hikaru Nakamura mit Blackouts

 

 

Natürlich war sicherlich nicht nur ich gespannt, ob Wassili Iwantschuk nach dem ersten Ruhetag beim vierten Turnier der FIDE-Grand-Prix-Serie 2012/13 sein wahres Gesicht zeigen würde. Mit 0,5/4 hatte der große „alte" Mann des Weltschachs ja einen grottenschlechten Auftakt hingelegt. Eigentlich konnte es für den 44-Jährigen nur besser werden. Aber auch in den Runden 5 bis 8 ist keine spürbare Veränderung zum Positiven vermelden.

 

Wie sehr der Ukrainer, der in London mit seinem Siegen gegen Magnus Carlsen und vor allem in der Schlussrunde gegen Wladimir Kramnik den Ausgang des WM-Kandidatenturnier entscheidend beeinflusst hat, von der „Rolle" ist, zeigt sein nachfolgender Blackout nach einem Remis gegen Kata Kamsky, in der Partie mit seinem Landsmann Ruslan Ponomorjow.

Turnierseite

 

Partien

 

Zeitplan

 

 

Ponomarjow. R. – Iwantschuk, W.

Grand-Prix-Serie 2012/13,

4. Turnier, Runde 6,

Thessaloniki, 28. Mai 2013

Französische Verteidigung/Tarrasch-Variante [C05]

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sd2 Sf6 4.e5 Sfd7 5.f4 c5 6.Sgf3 Sc6 7.Sb3 c4 8.Sbd2 b5 9.Le2 Sb6 10.Sf1 h5 [üblich sind eher 10...Ld7 oder 10...Le7] 11.Se3 Ld7 12.0–0 Le7 13.b3 g6] 14.Ld2 a6 15.Le1 Dc7 16.h3

 

 

 

 

Kaum zu glauben, dass Iwantschuk drei Züge später aufgeben wird. Seine schwarze Stellung ist zwar nicht unbedingt vertrauenserweckend, aber nach 16….O-O ist keineswegs schon aller Tag Abend. Doch Wassili rochiert unerklärlicherweise lang, und nach O–O–O?? 17.a4 Kb7 18.Db1 Sa7 19.a5 ist jedes Weiterspielen für ihn sinnlos, also gibt er auf!

 

 

Bei der anschließenden Pressekonferenz, die live im Internet übertragen wurde, bleibt sein Stuhl leer. Ruslan konnte sich bei der kurzen Analyse mit der sympathischen Moderatorin Anna Karlowitsch auf Fragen auch nicht die Katastrophe auf dem Brett erklären. Er hoffe jedoch, dass Wassili möglichst bald wieder seine spielerische Klasse unter Beweis stellen wird.

 

Nun, in Thessaloniki wird dieser Wunsch sich wohl nicht mehr erfüllen. Nach einem Remis gegen Alexander Grischuk verliert er in Runde 8 gegen Peter Swidler und wird vor dem zweiten Ruhetag am Freitag (31. Mai) auf dem zwölften und letzten Platz mit lediglich 1,5 Punkten notiert. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, wann Wassili jemals so neben sich gestanden hat…

 

Nun, er ist bei diesem vierten Turnier der aktuellen Grand-Prix-Serie nicht der einzige Top-Spieler, der quasi neben sich steht. Auch für Hikaru Nakamura ist die Veranstaltung in Griechenland eher eine Tour der Leiden, wobei er resultativ aber doch etwas besser dasteht – wenn auch mit unglaublichen Glück. So war spätestens das Turmendspiel gegen den kämpferisch überzeugenden Leinier Dominguez eigentlich verloren, aber nach 46.Tg4? [es gewinnt wohl 46...Tf6+] bekam er durch den möglichen Tausch der Schwerfigur mit 46…Txg4+ unverhofft die „zweite Luft". Als die beiden dann im Damenendspiel landeten, hatte der Kubaner nur wenig Zeit und „überlebte" trotz vorteilhafter Stellung vom Zeitbonus pro Zug. Nach Nakamuras Zug 78…Ke8 war die folgende Stellung auf dem Brett, die für Weiß gewonnen ist:

 

 

Dominguez konnte nun noch verbliebenen 57 Sekunden zwischen 79.De5+, Db5+ und 79.De3+ wählen, aber er entschied sich anders und ließ den dreifachen USA-Meister ins Patt entschlüpfen: 79.Dg8+?? Df8 80.Dxf8+ Kxf8 [½–½]

 

 

Interessant war in dieser Partie, dass Nakumara die Skandinavische Verteidigung wählte, die er mehr als eigenwillig behandelte. Und ebenso war das in Runde 8 gegen Gata Kamsky, der kürzlich zum vierten Mal US-Champion geworden war. Nach Iwantschuk ist er in Thessaloniki der zweite „französische Schiffbrüchige – doch sehen Sie selbst!

 

 

 

Kamsky, G. – Nakamura, H

Grand-Prix-Serie 2012/13,

4. Turnier, Runde 8,

Thessaloniki, 30. Mai 2013

Französische Verteidigung/Tarrasch-Variante [C03]

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sd2 Le7 4.c3 c5 5.e5 Sc6 6.Ld3 cxd4 7.cxd4 Sh6 8.Sdf3 f6 9.Lxh6 gxh6 10.Se2 Db6 11.0–0 Ld7 12.b4 a6 13.Dd2r fxe5 14.dxe5 Dxb4 15.Dxh6

 

 

 

 

Es folgte nun 15… Da3? [nach16...Dg4 oder vielleicht sogar 15....O-O-O ist Hikaru keineswegs verloren], und nach der „Keule" 16.Lg6+, waren bereits alle Messen bereits gelesen.

 

Für Gata Kamsky bedeutet dieser Sieg nicht nur eine gewisse Genugtuung für seine unglückliche Niederlage gegen seinen 13 Jahre jüngeren Landsmann bei den Landesmeisterschaften vor einem Jahr, sondern zugleich übernimmt er mit 6/8 die alleinige Führung drei Runden vor Schluss vor dem Italiener Fabiano Caruna und Leinier Dominguez, die jeweils 5,5/8 auf ihrem Konto haben.

 

Was die Gegner des Spitzentrios angeht, so warten auf Kamsky noch Etienne Bacrot (3,5/8), Alexander Morosewitsch (3,5/7) und zum Abschluss Caruana, der nach dem Ruhetag gegen Dominguez und danach gegen Wesselin Topalow (3,5/8) antreten muss. Die beiden übrigen Kontrahenten des Kubaners sind der ungeschlagene Russe Alexander Grischuk (4,5/8) und Topalow.

 

 

Dass mit zunehmender Distanz in Thessaloniki hart gefightet wird, zeigt Runde 8, in der fünf der sechs Partien entschieden wurden. Dabei dürften nicht nur das Preisgeld von insgesamt 170.000 € motivierend sein – für den Sieger gibt es immerhin 25.000 €. Zwei der insgesamt 18 Teilnehmer winkt nämlich ein Platz im Kandidatenturnier 2014. Und dafür ist es wichtig, in der Gesamtwertung – dafür zählen die besten drei Turniere von vier –Rang 1 oder 2 zu belegen. Dass diese zusätzlich mit 100.000 € bzw. 80.000 € belohnt werden, sei allerdings auch erwähnt…

 

Raymund Stolze

 

P.S.: Von Thomas Richter habe ich eine interessante Wortmeldung zur Partie Dominguez–Nakamura erhalten, die ich Ihnen natürlich nicht vorenthalten möchte:

 

„Die gezeigte Stellung in Dominguez-Nakamura ist NICHT für Weiss gewonnen, sondern laut Tablebases (z.B. http://www.k4it.de/?topic=egtb&lang=en ) glatt remis – eigentlich logisch: Computer "sehen" zwar, dass der weisse Freibauer ein Feld vor der Umwandlung steht, aber offenbar nicht dass sein eigener König im Weg steht und da nie wegkommt – denn wenn Weiss auf f7 die Damen tauscht ist es auch patt. Ebenfalls laut Tablebases war das Damenendspiel vorher einen Zug lang gewonnen für Weiss (wohl da der schwarze König schlecht steht – wie mein Blogkollege Michael Schwerteck erklärte http://www.schach-welt.de/BLOG/Blog/EndspieleausWijk,Teil2 gehört der König in Damenendspielen mit Randbauer in die entfernteste Ecke, also hier nach a1), Dominguez verpasste seine Chance und dann fand Nakamura ein paar Mal den einzigen Remiszug."

 

Gleichzeitig wies Thomas Richter, dessen Beiträge ich auf www.schach-welt.de sehr gern lese, weil sie sowohl mit großer Sachkenntnis als auch interessant geschrieben sind, darauf hin, dass der Ersatzmann für Wugar Gaschimow nicht zum ersten Mal Gata Kamsky ist. „Etwas pikant da er ganz am Anfang zunächst ein- und dann zugunsten von Gashimov (damals mit leichtem Elovorteil) wieder ausgeladen wurde, offenbar hatte FIDE was durcheinander gebracht. Bacrot sprang kurzfristig ein für Radjabov der ‚aus persönlichen Gründen' absagte – ob es was mit dessen Ergebnissen anno 2013 zu tun hat, darüber mag jeder selbst spekulieren…."

 

Wir sagen Thomas recht herzlichen Dank für diese Hinweise und ermutigen Sie gleichzeitig, uns ganz in diesem Sinne konstruktiv zu begleiten. Eine Webseite ist nämlich auch immer so gut, wie ihre Besucher!


 
 

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