Schach Praline 3

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Kann Weiß gewinnen ??? WIE ?

Freitag, 1. Februar 2013

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über SCHACH - TICKER von FJ am 28.01.13

Magnus Carlsen gewinnt zum dritten Mal Eliteturnier in Wijk aan Zee –

Arkadij Naiditsch steigt mit Energieleistung in die A-Gruppe auf

 

Dass Magnus Carlsen das 75. Tata Steel Chess Tournament gewinnen würde – dafür hätte man bei einer Sportwette wohl gerade einmal seinen Einsatz heraus bekommen. Nach seinem überwältigten Sieg bei den 4. London Chess Classic lautetet die Frage eher:: Mit welchem Resultat wird der 22-jährige Überflieger aus Norwegen das Elitefeld dominieren, und kann er am Ende sogar Garri Kasparows Rekord von 10/13 aus dem Jahr 1999 verbessern?

 

Nun, mit acht Punkten – darunter allein sieben Siege (!) – aus zehn Partien hatte er drei Runden vor Schluss eine unglaubliche Performance und meinte selbstbewusst, „10 aus 13 ist machbar" – und das gegen Wang Ho, Hikaru Nakamura und Anish Giri. Nachdem er gegen den Chinesen mit Schwarz ein Remis verbuchte, war der Amerikaner wieder einmal chancenlos, wobei ihm hoch anzurechnen ist, dass er in der Spitzenpaarung der vorletzten Runde alles versuchte, aber letztlich mit offenem Visier unterging. Carlsen hatte damit aus seinen sieben Weißpartien 6,5 Punkte erzielt. Und ein spannendes Finale gegen das 18-jährige niederländische Supertalent, den es in letzter Zeit mit seiner georgischen Freundin Sopiko Guramischwili – sie ist Frauen-Großmeisterin – häufig nach Wien zieht, war angesagt.

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Kommentierte Partien direkt von Wijk aan Zee. Zugeschickt von GM Arkadij Naiditsch. Dafür herzlichen Dank! (Eine Schachaufgabe ist auch dabei)

 

Da Magnus seinen dritten Sieg in Wijk aan Zee nach 2008 (gemeinsam mit Levon Aronjan) und 2010 bereits sicher hatte, und einfach erfolgreich Schach spielen wollte, so wie man es von ihm insbesondere in den letzten Monaten immer wieder „zelebriert" bekam, wurde es ein Kampf auf Biegen und Brechen. Der vier Jahre jüngere Niederländer (28. Juni 1994 in Sankt Petersburg!) hatte dabei mit Weiß nach dem 27….Sd7? anstelle von 27…a5 gegen den Weltranglistenersten diese mehr als verheißungsvolle Stellung:

 


 

Es folgte 28.Dd6 (viel stärker sind sowohl 28.Da5 oder 28.Da3), und nun machte Carlsen noch einen Fehler, denn er zog 28…Se8? (hier klärt im Grunde der taktische Schlag 28…Lxb3 die Lage höchst einfach) Aber auch diese Chance – die weiße Dame kann erneut auf a3 den Laden zusammen halten und den Vorteil sichern, also 29.Da3 – lässt Anish verstreichen. Stattdessen antwortet er 29.Da6?, und jetzt nimmt Magnus die Einladung zum Einschlag auf b3 an, also 29…Lxb3, worauf sich die beiden wenig später auf Remis einigen.

 

Es ist letztlich das Glück des Tüchtigen, das den jungen Norweger in dieser Partie rettet, und Garri Kasparow, der einmal fast ein Jahr lang sein Trainer war, wird es freuen, seine Bestmarke in Wijk aan Zee doch noch nicht losgeworden zu sein. Das Teilnehmerfeld des 1999er Schachfestivals war übrigens auch erstklassig, wie ein Blick auf den Endstand zeigt. Die Plätze 2 bis 4 hinter dem 13. Weltmeister der Schachgeschichte belegten Viswanathan Anand (9,5 Punkte), Wladimir Kramnik (8,0) und Alexej Schirow (7,0). Achter bis Zehnter wurden seinerzeit Peter Swidler 6,5), Wassili Iwantschuk (6,5) und Wesselin Topalow (6,0). Die beiden Russen Kramnik und Swider sowie der Ukrainer Iwantschuk, der gegenwärtig das Gibraltar Masters spielt, werden wir bei dem Kandidatenturnier in London (15. März bis 1. April) gemeinsam mit Magnus Carlsen wiedersehen. Für den war das Schachfestival im niederländischen Badeort jedenfalls eine mehr als eine geglückte Generalprobe für die anstehende größte Herausforderung in seiner sportlichen Karriere.

 

Nach seinem erneuten Triumph, der ihn in der Live-Ratingzahl zwischenzeitlich auf den absoluten Elo-Gipfel von 2874 Punkte gebracht hat – jetzt sind es mit 2872,3 nur unwesentlich weniger – fragt man sich freilich: Wer soll ihn, der im übertragenen Sinn fast jede Partie so spielt, dass aus einem Stein Blut fließt, auf dem Weg zur Schachkrone in der britischen Hauptstadt überhaupt noch aufhalten?

 

Einer könnte vielleicht der Wijk-aan-Zee-Sieger des Vorjahres Levon Aronjan sein. Sein zwischenzeitliches Tief – oder war es einfach eine schöpferische Pause?! – hat er jedenfalls mit Platz 2 und 8,5 Punkten überwunden. Und das gilt ebenso für den amtierenden Weltmeister Viswanathan Anand. Dem Spiel des Inders ist wieder Freude anzumerken, und sein Sieg gegen den Armenier Aronjan war fraglos eines der absoluten Glanzlichter des Turniers, wobei die Eröffnungsvorbereitung in dieser Partie für das letztjährige WM-Match gegen Boris Gelfand stammt. In Moskau ist sie allerdings nicht aufs Brett gekommen, und so nutzte „Vishy" die sich nun bietenden Möglichkeit gegen einen Weltklassegegner mit dieser Neuerung zu brillieren [1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 e6 5.e3 Sbd7 6.Ld3 dxc4 7.Lxc4 b5 8.Ld3 Ld6 9.O-O O-O 10.Dc2 Lb7 11.a3 Tc8 12.Sg5 c5].

 

Anand, der in Wijk aan Zee mit 8,0 Punkten Platz 3 und lediglich in der Schlussrunde eine seiner seltenen Niederlagen gegen Wang Hao bezog, werden wir bereits in knapp zwei Wochen bereits in Baden-Baden beim GRENKE Chess Classic [7. bis 17. Februar] wiedersehen. Und damit nicht genug, denn vom 23. Februar bis 1. März ist der Weltmeister bei einem doppelrundigen erlesenen Viererturnier in Zürich aktiv. Die veranstaltende Schachgesellschaft, die 1809 gegründet wurde und wohl der älteste Schachverein der Welt ist, hat dazu Anands Vorgänger Wladimir Kramnik, Vizeweltmeister Boris Gelfand und Fabiano Caruana eingeladen, der nach Wijk aan Zee und Baden-Baden ebenfalls an diesen Turniertriathlon teilnimmt.

 

Freudige Kunde gibt es vom traditionellen Schachfestival auch für die Fans hierzulande zu vermelden. Endlich werden wir im kommenden Jahr mit Arkadij Naiditisch endlich unseren deutschen Spitzenspieler in der A-Gruppe. Die Einladung sollte sich der 27-Jährige durch seinen Sieg im B-Turnier erkämpft haben, das er punktgleich (9/13) mit dem Ungarn Richard Rapport beendete, aber klar die bessere Wertung besaß. Welche unbändigen Siegerqualitäten dafür nötig waren, zeigt die finale Runde, in Arkadij mit Weiß nach dem 41. Zug (41.Kxd3] gegen Sipke Ernst.

 


 

Da Rapport auf Gewinn stand, musste für Deutschlands Nummer 1 unbedingt ein voller Punkt her – wie auch immer er gegen den abgeschlagenen niederländischen Tabellenletzten zustande kommen würde, der erst einmal richtig mit 41…Ke6 antwortete, um das später entstehende Damenendspiel mit einem Minusbauern doch noch zu verlieren.

 

Und dieser Erfolg blieb Zuhause nicht ohne Echo, wie die folgende auf der DSB-Homepage veröffentlichte Meldung beweist, die DSB-Präsident Herbert Bastian, Vizepräsident Joachim Gries und Leistungssportreferent Klaus Deventer gemeinsam unterzeichneten:

 

Unser Spitzenspieler GM Arkadij Naiditsch hat am heutigen Sonntag mit bewundernswertem Kampfgeist die B-Gruppe in Wijk aan Zee gewonnen. Erstmals seit langer Zeit besteht nun die Hoffnung, dass wieder ein deutscher Spieler im nächsten Jahr in der A-Gruppe antreten kann. Das Präsidium des Deutschen Schachbundes und die Kommission Leistungssport gratulieren GM Arkadij Naiditsch herzlich zu diesem großartigen Erfolg!

 

Schon in eineinhalb Wochen wartet auf Arkadij die nächste Herausforderung. Dann wird er in Baden-Baden seine Kräfte mit zwei Teilnehmern der diesjährigen A-Gruppe messen, nämlich mit dem Weltmeister GM Viswanathan Anand und GM Fabiano Caruana. Wir werden neben Arkadij unseren Nationalspielern GM Georg Meier und GM Daniel Fridman die Daumen drücken!

 

Wir sind sicher, dass bei Arkadij, der dem Schach-Ticker im Rahmen unserer Zusammenarbeit direkt aus Wijk aan Zee kommentierte Partien zugeschickt hat – eine Schachaufgabe ist auch dabei! – wofür wir uns natürlich herzliche bedanken, über diese „Geste guten Willens" Freude aufgekommen ist.

 

Mit seinem Erfolg hat er auch einen großen Sprung in der Live-Rating-Weltrangliste gemacht, die ja ständig in Bewegung ist. Der Neu-Baden-Badener kletterte nämlich durch ein Elo-Plus von 21,6 Zähler auf nunmehr aktuell 2729,6 Punkte in diesem Monat um sage und schreibe 14 Plätze auf Rang 22 – und das muss in diesem Jahr längst nicht das Ende der Fahnenstange für ihn sein…

 

Raymund Stolze


 
 

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