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Antoaneta ist nach Sieg gegen Harika den Wolken ein Stück näher – zweites Halbfinale endet remis
Meine durchaus ernsthafte Frage lautet: Wie bitte schön will man „Frauen"-Schach verstehen? Zum Thema gibt es leider kaum Literatur. Mir fällt da nur das Buch „Frauen am Schachbrett" von Regina Grünberg/Gerd Treppner, das 1991 in der Edition Beyer im C. Bange Verlag erschienen ist. Und Elmar Hennleins beachtenswerte Chronik „Die Schach-Weltmeisterschaften der Frauen (Damen-Verlag 2010).
Sehr aufschlussreich, was meine Fragestellung angeht, sind deshalb die folgenden Überlegungen von Elisabeth Pähtz (Foto links), zu denen sie angesichts ihrer täglichen Live-Kommentare für den Playchess-Server vom letzten Frauen-Grand-Prix-Turnier in Ankara für das SCHACH-MAGAZIN 64 kam. Die täglichen Einblicke in die Spielentwicklungen brachten ihr eine sehr lehrreiche Erfahrung, „denn ich habe viel zu den Stärken und Schwächen sowie den psychologischen Neigungen der weltbesten Spielerinnen erkannt. Diese Sicht stachelte meine Motivation an und förderte das nötige Selbstvertrauen, es im nächsten Jahr mit einem eigenen Angriff auf die Weltspitze im Frauenschach zu versuchen. In der Summe trat eine überdurchschnittlich hohe Fehlerquote auf, und das war nicht nur dem Umstand von Zeitnot geschuldet. Meines Erachtens wurden viele stellungstypische Regeln missachtet (z. B. Koordination der Figuren, Nutzung von Raumvorteil, Bauernstrukturregeln etc.)", so Deutschlands unbestrittene im November-Heft der erwähnten Magazins.
Ich denke, dass sich Elisabeths persönliche Erkenntnisse auch im WM-Turnier von Chanty Mansijsk widerspiegeln., wo am heutigen Donnerstag (23. November) das Halbfinale begann.
Der blonde Anna Uschenina (Im Foto oben links) scheint die Farbe rot Erfolg zu bringen. Jedenfalls machte die ukrainische „Lady in Red" mit Weiß gegen Wenjun Yu von Anfang an Druck. Allerdings darf man nicht vergessen, dass ihre chinesische Kontrahentin seit dem 11. November täglich am Schachbrett saß und insgesamt (einschließlich der vier Tiebreaks) bereits 22 Partien gespielt hat, während die Ukrainerin lediglich zehn aufweist, also sehr zeit- und kräftesparend agierte. Zeit und Kraft im Übrigen, die für eine gründliche Vorbereitung auf die nächste Gegnerin von entscheidender Bedeutung sein kann. So wie die EM-Dritte von 2008 eben in ihrer ersten Partie gegen Wenjun Yu demonstrierte. Da stand sie nach nur 18 Zügen im höheren Sinn bereits auf Gewinn – und dann folgte jedoch ein dicker Patzer (19.Sc3?) – so unvorhersehbar ist eben „Frauen"-Schach. Statt der psychologisch wichtigen 1:0-Führung, musste sich Anna nun mit einem remis bescheiden. Ob das bei ihr tiefe Spuren hinterlässt, wird man sehen. Wenn es nach Wenju geht, dann wäre ein erneutes Stechen durchaus ganz ihrem Sinn.
Die zweite Halbfinalpaarung zwischen Antoanenta Stefanowa (Im Foto unten rechts) und Harika Dronavalli (Im Foto oben rechts) – erneut ein Duell Europa gegen Asien – hatte keinen Favoriten. Mag sein, dass für die bulgarische Exweltmeisterin die reale Chance, nach acht Jahren erneut die Schachkrone zu erobern, eine gewaltige Motivation ist, aber die Entscheidung fällt nun einmal am Schachbrett. Und so gesehen ist die Inderin, die ernst mit acht Jahren das Schachspiel von ihrem Vater erlernte, um ein gutes Jahr später im spanischen Oropesa del Mar bereits die Silbermedaille bei den Jugend-Weltmeisterschaften in der Altersklasse U10 zu holen, eine überhaus starke Gegnerin. Die erste Halbfinalpartie allerdings dürfte sie doch überzogen haben, denn ihr eher intuitiven Figurenopfer (25…Sxf3) war wohl kaum ganz korrekt, zumindest aber nicht die danach gewählte Fortsetzung. Jedenfalls ließ sich Antoaneta nicht verblüffen und fügte der zwölf Jahre Jüngeren eine bittere Niederlage zu – es war die erste von Harika, die mit fliegenden Fahnen unterging.
Was morgen sein wird steht – siehe meine Frage – in den Sternen geschrieben. Es ist halt „Frauen"-Schach – aber vom feinsten…
Raymund Stolze
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