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Anna Uschenina (Foto) geht nach Weiß-Sieg gegen Antoneta Stefanowa im WM-Finale mit 2:1 in Führung
Vielleicht haben Sie schon bemerkt, dass der Schach-Ticker jetzt auch die Live-Rating-Zahlen der Frauen veröffentlicht (linke Spalte unter den Männer). Ein Blick auf die aktuellen TOP 10 sagt dabei aus: Die beiden Finalistinnen der K.o.-Weltmeisterschaft in Chanty Mansijsk zählen erstaunlicherweise nicht dazu. Antoaneta Stefanowa liegt mit 2516,6 auf Platz 12, denn sie machte bislang mit ihren WM-Auftritt 25,6 Zähler gut. Überhaupt nicht gelistet ist dagegen Anna Uschenina, weil sie unterhalb der 2500er Schallmauer rangiert. Per 1. November war es eine Elozahl von 2452 und Platz 38. Man könnte der Ukrainerin allerdings auch ein Kompliment machen: Was für eine klasse Außenseiterin!
Und wie die dritte Partie am Donnerstag beweist, auch eine, die sich gut auf ihre favorisierende Gegnerin einstellen kann. Wahrscheinlich hatte Anna mit ihrem Betreuerteam erkannt, dass Antoanetas
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Achillesferse im taktischen Bereich liegt. Und so ließ sie sich mit den weißen Steinen nicht auf einen positionellen Fight gegen das populäre Tschebanenko-System (1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 a6) in der slawischen Verteidigung ein, sondern suchte ihre Chance in Verwicklungen. Die Schlüsselstellung war nach 19.Se6 erreicht.
Stellung nach 19…Se6
Das signalisierte auch der Bedenkzeitverbrauch: Anna hatte noch über 75 Minuten auf ihrer Uhr, die Exweltmeisterin nach ihrem Antwort 19…Df6 gerade etwas mehr als eine halbe Stunde [31:57 Minuten]. Es folgte 20.Sxf8 und erneut geriet Antoaneta ins Grübeln, was sich auch bei der Übertragung von CHESS-TV in ihrem Gesicht widerspiegelte. Es folgte 20…Dxf8? 21.Lxb7, und angesichts der zahlreichen Komplikationen und ihres katastrophalen Zeitmanagement fand sie einfach nicht mehr einen Weg aus dem drohenden Schlamassel. Im Gegenteil, nach 21…Tb8 c6 22.Sc5 23.Db6 griff sie mit 23…Sxb7? richtig fehl und hätte auf die tödliche Antwort 24.Da7! getrost aufgeben können.
Aber wann ist denn tatsächlich in einem so wichtigen Match der Zeitpunkt gekommen, um zu kapitulieren? Ob sie in dieser Situation im Stillen wohl daran dachte, dass die Hoffnung zuletzt stirbt? Eine so kurzzügige Niederlage hätte ganz sicher tiefe seelische Wunden hinterlassen, und so versuchte sie unverdrossen weiter ihr Schicksal zu bemühen – vergeblich allerdings, denn nach dem 37. Zug von Anna gab sie das ungleiche Spiel auf. Der mitlaufende Analysecomputer zeigte inzwischen +15,88 für ihre Kontrahentin an, die bei dieser WM – egal wie sie ausgeht – für die eigentliche Überraschung gesorgt hat. Mal ehrlich: Was wussten Sie vorher über Anna Uschenina?
Die Zahl 13 – für beiden war es die 13 WM-Partie im klassischen Schach – brachte der sechs Jahr älteren Exweltmeisterin also kein Glück, und doch hat auch sie am Freitag noch die Chance zum Ausgleich. Es fragt sich nämlich: Wie gut kann Anna Uschenina mit der Euphorie nach diesem wichtigen Sieg umgehen, und welche Strategie wählt sie für die vielleicht alles entscheidende vierte finale Partie bei einer 2:1-Führung, wo ja bereits ein Remis ihr die Schachkrone sichern würde?
Für ihre psychische und physische Stärke spricht, dass die Ukrainerin In Chanty Mansijsk nicht eine einzige ihrer bisher 13 Normalschach-Partien verloren hat. Wenn sie mitunter schon verdächtig stand, dann war immer das nötige Glück auf ihrer Seite Und das bekommt man selten geschenkt, sondern es muss hart erarbeitet sein – vielleicht morgen auch bei der wichtigsten Partie in Annas Schachkarriere, obwohl sie in der anschließenden Pressekonferenz nach ihren Sieg gegen Antoaneta betonte: „Jede Partie, die ich spiele, ist wichtig für mich!"
Raymund Stolze
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